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Von Bäumen, Büschen und Böden

28. August 2023

Das sich erwärmende Klima spüren wir auch in diesem Sommer wieder deutlich: Überall werden
Hitzerekorde gebrochen und es regnet – wenn überhaupt – an immer weniger Tagen immer stärker. Das hat enorme Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Bereiche unseres Lebens: das Klima in den Städten,
unsere Gesundheit, die Tier- und Pflanzenwelt und nicht zuletzt unsere Ernährungssicherheit. Bei der
Landwirtschaft kommt noch hinzu, dass immer weniger Fläche zur Verfügung steht, beispielsweise aufgrund von Neubaugebieten, Straßen, Schienen und des dringend notwendigen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Um auf diese Veränderungen bestmöglich reagieren zu können, wird an verschiedenen Projekten geforscht. Eines davon ist die sogenannte Agroforstwirtschaft, kurz auch als „Agroforst“ bezeichnet. Wie sich leicht vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Kombination aus Land- und Forstwirtschaft, „bei der Gehölze in Kombination mit landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Kulturen und / oder mit der Haltung von Nutztieren angebaut werden“, wie der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e. V. auf seiner Website schreibt. Die Vorteile sind dabei vielfältig und reichen von einer verringerten Bodenerosion über Wasserrückhalt und eine höhere Biodiversität bis zu gesteigerten Erträgen, da es auf den Flächen mehrere sogenannte produktive Pflanzen-Stockwerke gibt. Bei einem Forschungsprogramm der Europäischen Union kamen die Forschenden zu einem beeindruckenden Ergebnis: Auf einer Fläche von einem Hektar, auf der Pappeln und Weizen als Agroforstsystem wachsen, konnte ein Ertrag erzielt werden, der 30 Prozent höher liegt als beim getrennten Anbau. Dort wären 1,3 Hektar nötig gewesen.

Ein Team der Justus-Liebig-Universität Giessen forscht auf dem Lehr- und Versuchsbetrieb Gladbacherhof am geeignetsten Agroforstsystem.

Die Kombination der verschiedenen Pflanzen muss dabei genau geplant werden, um die Bedürfnisse jeder
einzelnen zu berücksichtigen – sei es hinsichtlich der Feuchtigkeit, der Sonneneinstrahlung oder vielem
anderem mehr. Als Baumkultur kommen dabei Arten mit unterschiedlichen sogenannten Umtriebszeiten –
der Zeit zwischen dem Pflanzen und der Endnutzung – in Frage, wie Apfel, Pappel, Walnuss und
Wildkirsche, und auch Sträucher wie Holunder. Hühner beispielsweise fühlen sich in deren Schatten viel
wohler, denn die Gehölze bieten ihnen Rückzugsmöglichkeiten und schützen sie vor Greifvögeln. Sie nutzen dadurch zum einen das gesamte, ihnen zur Verfügung stehende Freigelände und zum anderen finden sie im Unterholz zusätzliche Nahrung, wie Fallobst und Insekten.
Die Wurzeln der Bäume erreichen dabei meist tiefere Bodenschichten als die der dazwischen wachsenden
Pflanzen, sodass das vorhandene Wasser besser genutzt wird und es keine Konkurrenz gibt. Außerdem
verdunsten die Bäume über ihre Blätter Wasser und kühlen damit die Umgebung. Zu den positiven
Auswirkungen auf die Umwelt kommt für die Landwirte und Landwirtinnen noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu: Sie diversifizieren dadurch ihre Produktion, erweitern ihr Produktsortiment und schaffen dadurch mehr Sicherheit und einen wirtschaftlicheren Betrieb. Deshalb wäre es für uns alle wünschenswert, wenn hier
schnell gute Fortschritte gemacht werden und wir auch hier die Folgen des Klimawandels eindämmen
könnten. Unsere Augen würden sich beim Spaziergang über die dann vielfältigere Landschaft sicherlich auch freuen.


Lust auf mehr? Hier kommen die Links zu unseren Kursen:

232-17595: Stuttgarter Landschaft. Der Travertinpark in Bad Cannstatt

232-38815: Nachhaltige Ernährung – regional, saisonal und vegan. Ein Kochkurs

232-17013: Urbane Waldgärten als langfristige, multifunktionale Form des Urban Gardening (Livestream)

232-17487: Permakultur und Nachhaltigkeit – Die Umsetzung der SDGs vor der Haustür





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