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Mehr verwenden, weniger verschwenden

27. Juli 2023

Hierzulande sind die Regale in den Lebensmittelläden (fast) immer gut gefüllt und die Auswahl ist riesig. Global betrachtet sind Lebensmittel allerdings ein rares Gut. Man denke nur an deutlich reduzierte Erntemengen oder gar Ernteausfällen aufgrund von Wetterextremen – was auch uns in Deutschland schon betrifft –, blockiertes Getreide und die immense Menge, die als Tierfutter verwendet wird. Gleichzeitig landen alleine in Deutschland jedes Jahr etwa 11 Millionen Tonnen (!) Lebensmittel im Müll. Und ob es uns gefallen mag oder nicht: Für fast 60 Prozent davon sind die privaten Haushalte, also wir alle, verantwortlich. Der Handel, auf den viele gerne mit dem Finger zeigen, verursacht lediglich 7 Prozent. Dieses Problem, das ein ökologisches, ethisches und ökonomisches ist, geht die Politik seit 2019 an. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit uns allen die Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel und bei uns Verbrauchern und Verbraucherinnen bis 2030 zu halbieren. Dafür wurden in der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung sowohl mögliche Ursachen als auch Herausforderungen und konkrete Handlungsfelder zusammengestellt.

Mit 60 Prozent wird der Großteil der Lebensmittel in den Privathaushalten weggeworfen. Dagegen können wir alle etwas tun.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Ab Juli 2020 beschäftigte sich das „Dialogforum Private Haushalte“ mit den Fragen wie sich Abfälle reduzieren und die Verbraucher und Verbraucherinnen zu einer Verhaltensänderung bewegen lassen. Bei der Abschlusskonferenz, die am 21. Juni 2023 in Berlin stattgefunden hat, wurden erste interessante Erkenntnisse vorgestellt, die wir alle direkt umsetzen können. Zu den wichtigsten Punkten zählt die richtige Lagerung. Um ein Viertel ließ sich alleine dadurch in Testhaushalten die verschwendete Menge reduzieren. Lagerung bedeutet dabei nicht nur, Kühlschrank ja oder nein, sondern auch in welchem Bereich des Kühlschranks Obst, Gemüse, Milchprodukte und vieles mehr verstaut werden. Ausführliche Informationen dazu hält der Beitrag „Lebensmittel richtig lagern“ des Bundeszentrums für Ernährung bereit. Für Backwaren kann man sich auf saarland.de sogar eine eigene Broschüre herunterladen.

Ebenso wirksam war die Lektüre der „10 goldenen Regeln gegen Lebensmittelverschwendung“, die auf der Aktionsplattform „Zu gut für die Tonne!“ bereitstehen. Dazu gehören so simple und gleichzeitig effektive Tipps wie einen Einkaufszettel schreiben, Packungsgrößen beachten und – ganz wichtig – die Haltbarkeit prüfen. Denn das Mindesthaltbarkeitsdatum, kurz: MHD, besagt lediglich, dass das entsprechende Produkt bis zu diesem Datum seine spezifischen Eigenschaften, wie Geruch, Geschmack und Nährwerte, behält. Dabei ist zu beachten, dass es dafür keine gesetzlichen Regelungen gibt und jeder Hersteller nach eigenem Gutdünken über das MHD entscheiden kann. Deshalb: am besten den eigenen Sinnen vertrauen. Zuerst schauen, dann riechen und zuletzt schmecken – so lässt sich schnell und einfach herausfinden, was auch nach dem MHD noch mit ruhigem Gewissen und genussvoll verzehrbar ist. Dass der Zeitraum erstaunlich lange sein kann, zeigte ein Langzeittest von Greenpeace. Verpackte Salami in Schreiben war ganze 85 Tage länger haltbar, Fruchtjoghurt im Glas 26 Tage und eingeschweißter Käse am Stück, dessen MHD der Hersteller auf den 11. Januar 2020 datiert hatte, war am Ende des Testzeitraums im Juni 2020 noch immer einwandfrei. Also stolze fünf Monate später!

Insbesondere Obst und Gemüse lassen sich auf vielfältige Weise konservieren. Und man kann sich so auch den Duft des Sommers
in den Winter „rüberretten“.

Einmachen, einlegen, einkochen

Wenn trotz all dieser Tipps am Ende doch zu viel im heimischen Kühlschrank gelandet ist oder man im Supermarkt bewusst das schon sehr reife Obst oder Gemüse gekauft hat – denn auch so kann man Lebensmittelverschwendung reduzieren –, lässt sich vieles mit einfachen Rezepten konservieren. Reife Tomaten werden zu Sugo, also Tomatensauce, verarbeitet und kochend heiß in gut verschließbare Gläser gefüllt. Welch ein Genuss, im kalten, tristen Winter ein Teller Spaghetti mit selbstgemachter, kräftig duftender Tomatensauce! Kraut verwandelt sich in leckeres und gesundes Kimchi. Und Zucchini sind eingelegt ebenfalls eine Delikatesse und lange haltbar. Allen, denen noch Ideen fehlen, seid die App von „Zu gut für die Tonne!“ empfohlen. Sie bietet viele Reste-Rezepte und Hinweise zur Haltbarkeit von übrig Gebliebenem. So sollte es uns allen gemeinsam doch spielend gelingen, unseren Teil zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung beizutragen, dem Hunger auf dieser Welt den Kampf anzusagen und letztlich auch unseren eigenen Geldbeutel zu schonen.

Lust auf mehr? Hier kommen die Links zu unseren Kursen:

231-38095: „Fermentation von Lebensmitteln: Sauerkraut, Kimchi und Kombucha. Ein Kochkurs“ am 14.09.2023

231-17450: „Die Rolle der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der außerschulischen Bildungsarbeit“, Fachtag für alle Interessierten am 21.09.2023

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