
Ein zukunftsfähiger Speiseplan
Wassermangel in Deutschland, Rodung des Regenwalds für Tierfutter und immer mehr hungernde Menschen: In Anbetracht dieser Situation kommt die Frage auf, wie wir es künftig und mit einer Weltbevölkerung von perspektivisch 10 Milliarden Menschen schaffen können, alle gesund zu ernähren und gleichzeitig die Ressourcen unserer Erde zu schützen, sie also nicht über Gebühr zu beanspruchen. Genau dieser Frage ging ein internationales Team von 37 anerkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sogenannte EAT-Lancet Commission, nach und fand eine relativ einfach umzusetzende Antwort: die „Planetary Health Diet“. Sie lässt sich problemlos an kulturelle, geografische und individuelle Bedürfnisse, beispielsweise nach einer veganen Ernährung, anpassen.
Der Standard-Speiseplan der Planetary Health Diet, wenn man so sagen will, listet für jeden Tag die Menge an Lebensmitteln auf, die wir idealerweise zu uns nehmen sollten – für unsere eigene Gesundheit und die des Planeten. Damit das alles etwas flexibler erscheint, lassen sich vor allem die Mengen der tierischen Lebensmittel wohl besser für eine Woche zusammenfassen. So kommt man auf 50 Gramm Schweinefleisch und 50 Gramm Lamm oder Rind sowie zusätzlich noch einmal mehr als 150 Gramm Geflügel. Zwei kleinere Steaks oder ein großes pro Woche sind also weiterhin locker drin. Und wer dann beim Einkauf noch auf einen Biobauernhof mit artgerechte Tierhaltung setzt, hat viel zu genießen. Eine Portion Fisch und etwa ein Ei pro Woche erweitern das Spektrum der tierischen Proteinquellen. Milch ist mit 250 Milliliter pro Tag vorgesehen oder einer entsprechend kleineren Menge, sofern man sich für Käse, Quark oder Ähnliches entscheidet. Denn aus 4 Litern Milch entsteht nur 1 Kilogramm Quark. Bei Käse ist das Verhältnis sogar 1:15.

Quelle: Betty Subrizi / unsplash.com
Deutlich steigern sollten wir hingegen die Menge an Hülsenfrüchten (mehr dazu hier auf unserem Blog) und Nüssen mit jeweils 50 Gramm pro Tag. Das schlechte Gewissen beim Nüsseknabbern im Kino kann künftig also getrost abgelegt werden – auch wegen der vielen gesunden Inhaltsstoffe, die Mandeln, Haselnüsse und Co besitzen.
Abgerundet wird das Ganze von uns wohlbekannten Lebensmitteln, wie Haferflocken, Nudeln und Reis – jeweils in der Vollkornvariante –, die auch gerne mal durch hierzulande angebaute Hirse und Polenta ergänzt werden dürfen (rund 230 g pro Tag). 50 Gramm Fette und Öle kommen als natürliche Geschmacksverstärker und Lieferanten hochwertiger Fette obendrauf und ein bisschen Zucker in Schokolade, Keksen oder Fruchtgummis stillt die Lust auf Süßes. Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe liefert farbenfrohes Obst und Gemüse der Saison, von dem mindestens zwei plus drei Portionen pro Tag auf dem Teller landen sollten. Mehr selbstverständlich jederzeit gerne, sofern es eben nicht um die halbe Welt zu uns geflogen kommt, sondern am besten entsprechend der Saison aus der Region.

Quelle: Rui Alves / unsplash.com
Dabei lässt sich sicherlich auch Neues entdecken, das am Ende unseren Speiseplan bereichert und uns neue Geschmackserlebnisse bietet. Passende Rezepte mit saisonalem Wintergemüse findet Ihr beispielsweise gleich hier auf unserem Blog.
Dass sich dieses Konzept durchaus auch in einem größeren Rahmen umsetzen lässt, zeigen unter anderem sieben Hochschulmensen, die im September dieses Jahres von der Ernährungsorganisation ProVeg International ausgezeichnet wurden. Rund zwei Drittel aller dort verkauften Speisen sind vegan und die Rezepte zu den beliebtesten Gerichten finden sich alsbald in einem Kochbuch. Noch mehr Informationen (nur auf Englisch) findet Ihr auf der Website der EAT-Lancet Commission.
Lust auf mehr? Hier kommen die Links zu unseren Kursen:
222-17040: Webseminar „Wie Klimaschutz schmeckt! – Ernährung und Klima“ am 24.01.2023
222-17050: Vortrag und gemeinsames Kochen „Nachhaltiger Konsum in Theorie und Praxis“ am 27.01.2023
222-38710: Kochwerkstatt nach Slow Food „Kreativ kochen mit deutschem Wintergemüse“ am 29.01.2023