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Nachhaltig, schick und gar nicht so teuer – öko-faire Kleidung

10. November 2022

Mit unserer Kleidung ist das so eine Sache: Auf der einen Seite freuen sich vermutlich die meisten von uns immer mal wieder über eine neue Hose oder einen zusätzlichen Pullover, auch wenn der Schrank eigentlich noch gut gefüllt ist (hochwertige Kleidung kann sehr lange halten, wie mir der Blick in meinen Kleiderschrank beweist). Auf der anderen Seite verschlingt ihre Produktion sehr viele Ressourcen und die Bedingungen, unter denen die Menschen auf den Feldern und in den Fabriken arbeiten, sind in den meisten Fällen miserabel. So legt beispielsweise ein konventionell hergestelltes T-Shirt einen Weg von rund 25.000 Kilometern zurück, ehe es bei uns in den Läden landet. Für die Produktion einer einzigen Jeans werden rund 8.000 Liter Wasser eingesetzt – das entspricht etwa 50 vollen Badewannen. Und auf konventionellen Bauwollfeldern werden immense Mengen an Pestiziden und Insektiziden versprüht. Was also tun? Die Möglichkeiten sind mittlerweile vielfältig, denn nicht nur wir Verbraucherinnen und Verbraucher werden langsam aber sicher kritischer, auch die Unternehmen selbst sind bedacht, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

0,6 Prozent beträgt der Lohnanteil am Endpreis eines T-Shirts. Eine faire Bezahlung entlang des gesamten Produktionsprozesses würden wir kaum merken – und den Menschen vor Ort könnte sie das Überleben sichern.
Quelle: Monja Gentschow / FEMNET

Das Beste ist natürlich, sich auf die wirklich nötigen Kleidungsstücke zu reduzieren und sich nur dann ein neues zu besorgen, wenn damit ein altes, das nicht mehr getragen werden kann, ersetzt wird. Wer beim Kauf an Kombinationsmöglichkeiten denkt, hochwertige Kleidung erwirbt und diese pfleglich behandelt – gutes Lüften kann so manchen Waschgang ersetzen – reduziert den ökologischen Fußabdruck seines persönlichen Konsums und schont seinen Geldbeutel. Denn langlebige und nachhaltig produzierte Mode ist oftmals nur wenig teurer als sogenannte Fast Fashion: Bei einem durchschnittlichen T-Shirt macht der Anteil für Lohn und Material zusammengenommen lediglich knapp 13 Prozent des Ladenpreises aus.

Die nachhaltigste Variante für Ersatz oder ein zusätzliches Stück sind die längst etablierten Second-Hand-Läden, wie jene von Oxfam, ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Ehrenamtliche verkaufen gespendete Mode und der Erlös kommt den rund 3.000 lokalen Partnern zugute. Hinzu kommen verschiedene Internetportale, die für jeden Geschmack das Richtige anbieten sollten. Noch eher neu sind Plattformen für Miet-Mode, auf denen entweder ein professioneller Anbieter Kleidungsstücke bereitstellt oder es jeder und jedem von uns ermöglicht, die eigenen Stücke zu verleihen; teilweise sogar mit fest definierten Übergabestationen, um zusätzlich noch die Emissionen für den Transport zu reduzieren.

Vor Kurzem feierte der Grüne Knopf, das erste staatliche Textilsiegel in Deutschland, sein dreijähriges Jubiläum.
Quelle: BMZ

Wer sich ein neues Stück anschaffen möchte, kann sich auf eines der vertrauenswürdigen Siegel verlassen, die mittlerweile an unseren Textilien zu finden sind. Am einfachsten geht dies mit dem „Grünen Knopf“, der als erstes staatliches Siegel in Deutschland im September 2019 an den Start ging. Mittlerweile sind fast 100 Unternehmen zertifiziert und etwa 200 Millionen Textilien dürfen mittlerweile das Siegel tragen – Zahlen, die sich sehen lassen können. Im August dieses Jahres wurde die Version 2.0 eingeführt, die strengere Regeln für die verarbeiteten Rohstoffe mit sich bringt. Der Grüne Knopf basiert auf zwei Säulen: der Einhaltung unternehmerischer Sorgfaltsprozesse, wie einer verantwortungsvollen Lieferkette und einer transparenten Kommunikation, und der nachhaltigen Herstellung des konkreten Produkts. Dies ist mit einem anderen anspruchsvollen Siegel nachzuweisen, wie GOTS, kurz für: Global Organic Textile Standard, dem bekannten Fairtrade-Zeichen oder Oeko-Tex-Standard „Made in Green“ (nicht zu verwechseln mit dem Oeko-Tex-Standard 100!). Weitere Informationen finden sich beispielsweise im Slow-Fashion-Ratgeber des Umweltinstituts München e. V., einem gemeinnützigen Verein, der 1986 gegründet wurde, der kostenlos über die Website bestellt werden kann.

Beim Blick in die Zukunft dürfen wir gespannt sein, welche neuen Möglichkeiten uns die Textilbranche bieten wird. Denn insbesondere kleine Unternehmen und hochmotivierte Startups arbeiten mit Hochdruck an ökologischen Alternativen zu den uns bekannten Fasern, die sich meist nur mit dem Einsatz von viel Wasser und Energie herstellen lassen. So tüfteln zwei Berlinerinnen an einer Wolle aus Hundehaaren, in Marburg hat sich ein Duo das Ziel gesetzt, die Wolle der sechs Millionen in Deutschland lebenden Schafe wieder marktfähig zu machen statt unter schlechtesten Bedingungen hergestellte zu Billigpreisen zu importieren. Und an der Hochschule Niederrhein forscht eine Institutsleiterin mit ihren Studierenden daran, Pflanzenreste für die Textilproduktion zu verwenden, derzeit mit Ananasblättern. Wer darüber mehr erfahren möchte, dem sei die ZDF-Dokumentation „Fair und flauschig“ empfohlen, die in der Mediathek noch bis zum 29. November 2023 zur Verfügung steht.

Die Bandbreite, die uns zur Verfügung steht, ist mittlerweile also ziemlich groß. Und so liegt die Entscheidung, welchen Weg wir gehen, auch an uns Verbraucherinnen und Verbrauchern – hoffentlich künftig verbunden mit noch mehr Engagement vonseiten der Politik.

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